„Bürgernah, modern und unabhängig“ will das Bundesverfassungsgericht in Zukunft sein. Und um diesen Anschein zu erwecken, musste wohl nicht nur der alte Adler im Wappen, sondern auch die Schriftart des Namenszuges geändert werden.
Strahlte der alte Vogel noch eine gewisse Kraft und Autorität aus, wurden dem neuen buchstäblich die Krallen gestutzt. Konnte man früher den Schrei des Adlers – aufgrund des weit geöffneten Schnabels – förmlich hören, wirkt die neue Kuschel-Variante eher gerupft.
Was die Image-Politur des selbsternannten „Bürgergerichts“ gekostet hat, teilte ein Gerichtssprecher auf Welt-Anfrage mit: 84.622 Euro. Diese Summe umfasse „die gesamte Außendarstellung des Gerichts“.
Angeschoben hat die Umgestaltung der aktuelle Präsident des Gerichts Stephan Harbarth (CDU). Das ist der oberste Verfassungsrichter, der sich von Merkel zum Abendessen einladen ließ, kurz bevor seine Richter über die Verfassungsklage der AfD gegen die Maßnahmenpolitik der Bundesregierung entscheiden mussten.
Inflation, Rezession, Krieg und Krise soweit das Auge reicht – und das höchste deutsche Gericht kümmert sich um ein neues „Corporate Design“? Ist das die Bürgernähe, von der man spricht? Besonders in der Corona-Krise hat das Gericht bei der Verteidigung unserer Grundrechte keine gute Figur gemacht. Die Bürger wollen Richter, auf die gerade dann Verlass ist, wenn die Politik es zu weit treibt. Wie Logo und Schriftzug aussehen, dürfte den allermeisten völlig egal sein.
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