Der Deutsche Bundestag möchte den 1915 an den Armeniern begangenen Völkermord durch das Osmanische Reich am heutigen Donnerstag, 2. Juni 2016, offiziell als solchen verurteilen.
Der AfD-Europaabgeordnete Marcus Pretzell hat indessen mit scharfen Worten das „unwürdige Theater um die Anerkennung des Völkermords an den Armeniern“ in Deutschland kritisiert. Vor allem das „aggressive Auftreten“ der türkischen Lobbyverbände, die die Anerkennung des Genozids verhindern wollen, bezeichnete Pretzell als „schockierend“.
„Erdogan mißbraucht Migrantenverbände als seine Fußtruppen in Europa“, kritisiert der Europaabgeordnete und fährt fort: „Der politische Druck, der von Ankara auf die gewählten Abgeordneten des Deutschen Bundestages ausgeübt wird, ist inakzeptabel!“
Doch mit einer reinen Anerkennung des Völkermordes sei es noch lange nicht getan, so der AfD-Politiker.

Marcus Pretzell weiter:
„Die Anerkennung des historischen Genozids an den Armeniern bleibt ein reines Lippenbekenntnis, solange man sich gleichzeitig weigert, daraus Lehren für die Gegenwart zu ziehen.
Im Krieg in Syrien werden seit 2011 wieder Christen – darunter vor allem syrische Armenier – gezielt angegriffen, getötet und vertrieben. Die armenische Diaspora in Syrien sind Nachkommen jener Armenier, die den türkischen Mörderbanden vor hundert Jahren entkommen konnten.
Ankara unterstützt heute die sogenannten ,Rebellen´ in Syrien, darunter genau jene Terroristen, die wieder Armenier angreifen, ermorden und vertreiben. Die Geschichte scheint sich zu wiederholen.
Die Anerkennung des Völkermords von 1915 bleibt daher stumpfe Symbolpolitik, wenn wir bei den heutigen Ereignissen nur tatenlos zusehen. Die Bundesregierung sollte daher politische Konsequenzen aus der antiarmenischen Politik der Türkei ziehen:

  • – Keine Verhandlungen mehr mit der türkischen Erdogan-Regierung, keine Abkommen mit Ankara.
  • – Keine Visafreiheit für die Türkei. Stattdessen Verschärfung des Visaregimes.
  • – Sofortiger Stopp der gerade erst wieder verlängerten Sanktionen gegen Syrien, die auch die syrischen Streitkräfte im Kampf gegen den Terrorismus behindern.

Wer es mit dem Gedenken an den Völkermord von 1915 ernst meint, darf beim schleichenden Völkermord von heute nicht wegsehen. Das wäre zynisch.“

Quellen:

[1] Der britische Journalist Robert Fisk im „Independent“ über gezielte Angriffe der Terroristen gegen Armenier:
http://www.independent.co.uk/news/world/middle-east/jabhat-al-nusra-blows-up-armenian-church-in-deir-el-zour-a-savage-blow-that-echoes-through-armenian-9852372.html

[2] Robert Fisk im „Independent“:
http://www.independent.co.uk/voices/its-time-that-the-us-faced-up-to-the-g-word-and-finally-recognised-the-armenian-geoncide-a6952561.html
„All in all, then a pretty mess. Kerry tells us that Isis is “genocidal by self-proclamation, by ideology and by actions…” as if the destruction of the Armenian people in 1915 was not – and is perfectly happy to label the dark forces of the ‘Islamic Caliphate’ as genocidal themselves – which they clearly are. But it raises another frightful question. Since we know that Isis sells Syrian and Iraqi oil to the Turks – Russian bomber pilots have seen miles of Isis oil convoys running to the horizon towards Turkey – and since Turkish journalists have been imprisoned for reporting on secret Turkish arms transfers to Islamists in Syria – the Americans are, in effect, blaming Isis for the genocide of a hundred thousand or more human beings while being too frightened to label the Armenian massacres of a million and a half souls as genocide lest it offend Isis’ sinister chums in Turkey.”

[3] Research Paper der Columbia University (New York) über die Verstrickungen Erdogan-IS:
http://www.huffingtonpost.com/david-l-phillips/research-paper-isis-turke_b_6128950.html

[4] Business Insider über türkische Terrorunterstützung:
http://www.businessinsider.com/links-between-turkey-and-isis-are-now-undeniable-2015-7?IR=T

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